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Damkeschön. Die Dekade...
Damkeschön. Die Dekade hätte ich eigentlich fast noch...
Phae - 18. Mär, 00:37
Welcome back und einen...
Welcome back und einen guten Re-Start nach beinahe...
NeonWilderness - 17. Mär, 17:54
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Phae - 17. Mär, 15:44
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Phae - 19. Nov, 00:01
'
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Phae - 3. Aug, 00:04
Er schmeckt mir gut und...
Er schmeckt mir gut und es sieht schön aus, wenn man...
Phae - 2. Apr, 20:15
undenkbar
Auf einmal ist da ein neuer Gedanke. Ich bin auf dem...
Phae - 1. Apr, 01:34

Freitag, 9. November 2007

Stadtgeschichten

Eben, auf der Straße.

Mein Fahrrad ist ein Arschloch, es macht keinen Spaß, damit zu fahren. Außerdem ist das Wetter schlimm, es regnet mich an, meine Hände frieren, der Wind nervt, das Kopfsteinplfaster holpert. Aber ich bin viel unterwegs, meine Tage bestehen aus vier bis fünf Stationen, ich muss also ständig raus, und mit dem Blödfahhrad durch dieses Hundewetter fahren.

Aber heute hab ich schöne Dinge gesehen, die ich erzählen will.

~*~

Das erste ich nicht schön. Es ist auch nur ein Fragment. Ein Paar, sie ist blond und er dunkel. Dass sie sich gerade gestritten haben, hab ich gesehen, weil sie weinte, er sprach so ruhig, dass man es nicht gehört hätte. Sie hingegen, war laut. "Warum läßt du mich nicht endlich in Ruhe?" rief sie verzweifelt. Und "Du zerstörst mein ganzes Leben!" Dann, laut und heftig: "Nein, ich will mit dir nirgendwo hingehen!"

~*~

In der Stadt war Kaspeltheater. Wenn ich Merkmale vom Kaspeltheater aufzählen müsste, würde ich das wichtigste vergessen. Ich würde sagen, dass es einen Bösewicht gibt, eine Prinzessin, oft ein Krokodil... Aber erst heute wurde mir bewußt, wie sehr das Konzept auf der Interaktion mit den Kindern basiert. Und wie die mitgehen, "Kasperrrrl, Kaspeeerl!" schreien und fast durchdrehen, vor Entsetzen, als die Prinzessin an dem verwunschenen Zauberkraut riechen will. "Das ist doch verzaaaaaubeeeert!" Sich die Seele aus dem Leib schreien, als der Räuber sich ins Schloss schleicht. "Stadtwachen!!" rufen sie alle, so laut sie können. Ein Kind ist besonders schlau, das hat gecheckt, dass die Wachen nicht kommen und brüllt "Kööönig! Köööönig!" Ich bleibe stehen und lache fröhlich, bin begeistert von der Tradition und davon dass diese Kinder noch genauso klingen, wie wir und die Generationen vor uns. Auf das Gejammer vom Werteverfall gebe ich nichts, aber zu hören, wie die Gameboy-verwühnten und Power-Ranger-überreizten Kiddies sich von traditionellen Handpuppen in Extase versetzen lassen, ganz ohne Kampf-Choreo und Explosionen - das war schön. Vor allem als die Prinzessin in ein Krokodil verwandelt worden war und der Räuber sie als hässlich verspottete. Da hat ein einziges, kleines Mädchen ganz empört geschrieen: "Sie ist nicht hässlich!!!" Und nein - nicht ich bin das kleine Mädchen gewesen. *g*

~*~

Dann hat es angefangen, zu hageln. Erst war es kurz Regen, dann Schneeregen, dann Hagel. "Persil Megaperls macht Werbegeschenke" haben wir als Kinder immer gesagt. Hagel ist doof, weil er auf den Händen noch viel mehr weh tut, als Regen. Aber er ist gut, weil man nicht so naß davon wird. Außerdem ist in Rostock gerade "Lichterwoche". Der Uniplatz, das Zentrum der Fußgängerzone, ist von vielen Glühbirnen erleuchtet. Neonröhren hängen in den alten Bäumen, die Uni und die historischen Gebäude sind bunt angestrahlt. Eine große Laser-Rosette routiert und strahlt acht Lichterarme in den Nachthimmel. Der Hagelschauer ist also bestens illuminiert worden, viele kleine Lichtpunkte, die in den Scheinwerferkegeln tanzten. Das war unglaublich schön und hat mich vergessen lassen, wie weh die Hände taten.

Die Ärzte und das Glück

Es war - wie so vieles - eine Tanzflächenerkenntnis.

Mit Sorge habe ich festgestellt, dass sich etwas eingeschlichen hat. Dass aus einem geseufzten "Früher war alles irgendwie besser" ein unterschwelliger Dauerzustand, eine Gewissheit, eine Tatsache geworden ist, die mich durch den Tag begleitete. War doch zu Schulzeiten alles viel leichter gewesen, schöner, sonniger - glücklicher. Bin ich nicht ständig mit Dauergrinsen durch die Gegend geradelt? Viel schneller, als heute, übrigens? Die Partys waren rauschender, die Momente mit Freunden wertvoller, die Nächte im Lieblingsclub viel intensiver. Dass der Sommer besser war, ist müßig, zu erwähnen.

Das ist nicht schlimm, so darf man denken, in schwachen Momenten. Wenn eine Einstellung draus wird, hat man was falsch gemacht.

Jedenfalls ist mir kürzlich - und eben auf einer Tanzfläche - aufgefallen, dass ich bei dem ganzen Hinterhertrauern nach der Vergangenheit etwas vergessen habe. Ich habe die Ärzte vergessen, die zu diesem Früher felsenfest dazugehören. Junge, war ich ein Fan. Gott, waren die wichtig für mich, für uns alle. Eigentlich waren die Ärzte eine Tragsäule unseres Freundeskreises, tägliches Gesprächsthema, kleinster gemeinsamer Nenner, Anlass einiger der schönsten Erlebnisse. Und dann sind sie ganz langsam aus meiner Aufmerksamkeit wegdiffundiert, ohne dass ich es gemerkt habe. Sie sind zu einem Teil Vergangenheit geworden, der mir wichtig war, und dem ich nicht hinterher getrauert habe, kein bisschen.

Was ich damit sagen will? Keine Ahnung. Ich sag doch, es war ein Tanzflächengedanke und er ist schon einige Wochen alt. Dieser Gedanke hatte auch mal einen Schluss, aber der will mir grad nicht mehr einfallen. Ich glaube, es hatte was damit zu tun, dass die neue CD draußen ist, dass sie aussieht wie eine Pizza, dass ich am Wochenende mit meinem besten Freund verabredet bin, sie mir anzuhören. Jenem besten Freund, dessen Person und dessen Wohnung weitere wichtige Säulen meines damaligen Lebens waren. Damals war er mein Bett in der Stadt, wenn wir die Nacht so weit davon gefeiert hatten, dass ich nicht mehr auf mein Dorf zurück kamen. Heute ist die gleiche Wohnung nur noch eine Straße von meiner entfernt - und ich habe nicht mitbekommen, dass er sie vor fast einem Jahr renoviert hat.
Damit, dass ich mir überlege, eine Konzertkarte zu kaufen.

Aber irgendwie geht es auch darum, dass ich die Handbremse gefunden habe. Dass ich irgendwas verstanden habe. Ich gewinne Oberwasser. Wenn Menschen mich fragen, wie es mir geht, sage ich nicht mehr "Gut" und denke "Aber...", sondern sage "Super" und freu mich, dass ich es ehrlich meine. Ich bin miniglücklich, über Kleinkram, erfreue mich am Wetter, strahle wieder, fühle mich wohl. Es ist schwer zu sagen, wo der Unterschied liegt und der Unterschied zu wann, aber ich bin irgendwie auf den Füßen gelandet, habe irgendwas wiedergefunden, was weg war. Oder ich habe gemerkt, dass ich es gar nicht brauche, das kann auch sein.

Gerade - unvermittelt - schreibt mir ein Freund. "Yesss" und "Vieles ist gut". Ungelogen, eben gerade. Wie recht er doch hat. Dieser Freund gehört zu meinem neuen Leben, nicht dem alten, und er hört auch die Ärzte. Ich glaub, ich kauf mir die Karte. Und das Album auch. Hey, es sieht aus, wie ne Pizza.

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