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Freitag, 22. Februar 2008

Die Traurigkeit der Ambivalenz

Ich habe es schon wieder getan. Einfach einen Gedanken aufgeschrieben. Auf einen Zettel von einem der billigen, weißen Notizblöcke mit Werbung unten darauf. Dann habe ich eine Linie gezogen und einen neuen Gedanken darunter geschrieben. Und jetzt?

"Ich bin ganz schön doll zu einem Menschen geworden, der sagt, was er denkt." steht da jetzt. Und unter der Linie: Diese Faszination an der Schrift ist manchmal der einzige Grund, Gedanken aufzuschreiben." Denn was mache ich jetzt mit diesem Zettel, der bald von dem billigen Block abfallen wird und ein weiteres von vielen Stücken Papier, die nirgendwo hingehören und meinen Schreibtisch und damit mein Leben blockieren. Warum habe ich ihn nicht in mein Notizbuch geschrieben, oder in mein "Ideen"buch, meinentwegen auch ins Tagebuch oder gleich ins Blog? Warum lege ich nicht eine Word Datei für solche Gedanken an, oder einen Eintrag in meinem Google Notizbuch, um zu verhindern, dass diese Dinger auf meinem Schreibtisch enden und ich sie nicht wegwerfen kann?

Bei solchen Gedanken angekommen, merke ich, dass etwas mit mir nicht in Ordnung ist. Oder auf dem besten Weg dahin. Es war lange okay, gerne Dinge aufzuschreiben und es ist cool ein Notizbuch zu haben, das man auch tatsächlich benutzt. Aber das, was da langsam draus wird, ist krank. Zwanghaft. Ein Zwang, nichts zu vergessen, keine Idee verkommen zu lassen, die irgendwann in irgendeiner Form meine Miete bezahlen oder mein Selbstwertgefühl erhalten könnte. Und der Zwang, alles zu orden. Mein Notizbuch habe ich vor Jahren angefangen, um einen Ort für alles haben zu können. Nun passt nichts mehr hinein und ich habe das Bedürfnis, alles in neue Bücher, Listen, Blöcke zu schreiben. Niemand, der mich kennt kommt auf die Idee, mir könnte so viel an Ordnung liegen.

Bewältigungsstrategien ist seit den letzten Semesterferien, genauer gesagt seit der letzten Seminararbeit, ein wichtiges Wort geworden, genau wie Ambivalenz. Bewältigungstrategien. Erst kürzlich ist mir bewußt geworden, wie viele davon ich habe und was das bedeutet. Wie viele kleine Sicherheiten ich eingerichtet habe, damit mir im Alltag nichts passiert. Ich habe Kartons in meinem Zimmer stehen, in denen ich schöne Bilder aus Zeitschriften sammle, damit ich welche habe, wenn ich einen Brief oder ein Buch verziehren möchte. Ich schleppe Klebezettel, Deotücher, Tampons mit mir herum, falls ich mal welche brauche oder überrascht werde. Ich habe ein Word Dokument mit Geschenkideen für Freunde, ja sogar mit Listen über gute Geschenkideen, die andere schon gehabt haben. Ich habe meine Adresse in meinem Rechner, in einer elektronischen Datenbank, in einem handgeschriebenen Adressbuch und wichtige in meinem Notizbuch, damit ich sie nie verliere. Ich habe meine Tagebücher nicht in einem Regal, sondern in einer Schublade, damit sie länger überleben, wenn es mal brennt. Ich habe Playlisten mit Liedern, die ich hören kann, wenn ich mal traurig oder wütend bin, damit ich sie mir dann nicht erst zusammen suchen muss. Dass das abwegig sein könnte, der Gedanke ist mir erst gekommen, als ich das Gesicht eines Freundes gesehen hab, der beobachtete, wie ich ein Lied mit der Markierung "Liebeskummer" versehen habe. Dass das alles ganz schön viele Bewältigungsstrategien sind, ist mir aufgefallen, als ich mir nach meiner letzten Geburtatsfeier überlegt habe, dass ich Spielideen, Rezepte für Partygerichte und diverse Anregungen für gute Partys in einem Word Dokument sammeln könnte, damit ich im nächsten Jahr besser vorbereitet wäre und die Feier schöner wird.

Ich wollte von Jonathan Safran Foer erzählen, dessen beide Bücher ich in den letzten Tagen gelesen habe. Naja, bei dem einen, "Alles ist erleuchtet" bin ich gerade noch dabei. Wenn man zwei Bücher desselben Autoren in so kurzer Zeit liest, dann fallen einem Gemeinsamkeiten noch mehr auf, als sonst. Das Motiv "Tagebücher" zum Beispiel, taucht in beiden auf. In "Unglaublich nahe und extrem laut" gibt es diesen Mann, der die Sprache verloren hat und deshalb unglaubliche Mengen Papier und Schrift produziert. Viele Koffer voll. Ich könnte mir vorstellen, dass Jonathan Safran Foer auch so einer ist, der alles aufschreibt und viel Papier produziert. Papier, das keiner liest, hat etwas tragisches. Ebenso Zettel, die nirgendwo hingehören. Hier, auf dem Schreibtisch können sie nicht bleiben, wegschmeißen geht nicht und nirgendwo gehören sie hin. An mehr als eine Stelle einzuordnen, an keine so richtig. Und angekommen sind wir so bei dem anderen wichtigen Begriff. Willkommen in der Ambivalenz.

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