Flossen oder Füße
"If I become human", sagt die kleine Meerjungfrau zögernd, "I'll never be with my father and sisters again."
"Aaaaw", grient die lilane Meerhexe mit den Krakenarmen, "Life's full of tough choices, hu?"
Es ist Nacht in Strasßburg und ich gehe nach Hause, der Abend war schön. Langsam werde ich warm mit der Stadt, nicht mehr alle Abende verbringe ich alleine auf meinem Zimmer. Ich gehe die Straße entlang, die keine Straße ist, sondern eine Avenue; Sie hat einen breiten Mittelstreifen, mit Fahrradweg, Straßenbahnschienen und für mich exotischen Knorpelbäumen. Zwei Fahrräder überholen mich, ihre Fahrer unterhalten sich auf Französisch und verschwinden lachend in der Nacht. Ich, sowieso glücklich, lächle ihnen verträumt nach. Die zwei französischen Radfahrer bedeuten mir was, es ist schön, von französisch redenden Radfahrern überholt zu werden. Ich freue mich, dass ich in Frankreich bin und mir wird klar, dass es mir nicht reicht. Dass es nicht genug ist, nicht genug Französisch, und dass es das nie sein wird. Ein Jahr reicht nicht.
Ich will also in Frankreich bleiben?
Heute beim Meeting habe ich nichts verstanden. Das war nicht schlimm, es gibt auch mehr als eine Erklärung dafür, es ist in Ordnung. Aber es wird so bleiben. Lange. Vielleicht für immer. Internetforen und Real Life Kollegen erzählen alle das gleiche: Man kann noch so viele Jahre in Frankreich leben, wenn die Franzosen erstmal loslegen, mit Insidern und normalem Sprechtempo, dann versteht man sie nicht.
Und wenn ich eines im Studium gelernt habe, dann ja wohl, dass sich jegliche Sprachbegabung meinerseits, soweit vorhanden, auf meine Muttersprache beschränkt.
Die Meerhexe ist ungeduldig. Bald muss ich mich entscheiden. Flossen, oder Füße, Phae? Will ich noch weiter einem Traum nachjagen, von dem ich manchmal gar nicht weiß, ob ich ihn überhaupt habe und der mich dann wieder wuchtig in die Seele trifft? Will ich dafür wirklich meinen Ozean dauerhaft verlassen, nicht nur weit weg von zu Hause sein, bleiben, will ich auch den Preis bezahlen und alles, was ich in Verbindung mit Sprache, meiner Sprache, geschenkt bekommen habe, als Pfand einsetzen, und die stotternde, unbeholfene, schlecht artikulierte Phae mit dem Miniwortschatz bleiben, die ich hier bin?
Die kleine Meerjungfrau hat dann die Augen zugekniffen und den Vertrag unterschrieben. Kann sie auch, in einem Disneyfilm darf jugendlicher Leichtsinn alles und es geht gut aus. Ich hab noch ein bisschen Zeit, zu zögern, ob ich meine Stimme gebe, um mich von der Sehnsucht freizukaufen. Und treibe solange im Ozean der Möglichkeiten.
"Aaaaw", grient die lilane Meerhexe mit den Krakenarmen, "Life's full of tough choices, hu?"
Es ist Nacht in Strasßburg und ich gehe nach Hause, der Abend war schön. Langsam werde ich warm mit der Stadt, nicht mehr alle Abende verbringe ich alleine auf meinem Zimmer. Ich gehe die Straße entlang, die keine Straße ist, sondern eine Avenue; Sie hat einen breiten Mittelstreifen, mit Fahrradweg, Straßenbahnschienen und für mich exotischen Knorpelbäumen. Zwei Fahrräder überholen mich, ihre Fahrer unterhalten sich auf Französisch und verschwinden lachend in der Nacht. Ich, sowieso glücklich, lächle ihnen verträumt nach. Die zwei französischen Radfahrer bedeuten mir was, es ist schön, von französisch redenden Radfahrern überholt zu werden. Ich freue mich, dass ich in Frankreich bin und mir wird klar, dass es mir nicht reicht. Dass es nicht genug ist, nicht genug Französisch, und dass es das nie sein wird. Ein Jahr reicht nicht.
Ich will also in Frankreich bleiben?
Heute beim Meeting habe ich nichts verstanden. Das war nicht schlimm, es gibt auch mehr als eine Erklärung dafür, es ist in Ordnung. Aber es wird so bleiben. Lange. Vielleicht für immer. Internetforen und Real Life Kollegen erzählen alle das gleiche: Man kann noch so viele Jahre in Frankreich leben, wenn die Franzosen erstmal loslegen, mit Insidern und normalem Sprechtempo, dann versteht man sie nicht.
Und wenn ich eines im Studium gelernt habe, dann ja wohl, dass sich jegliche Sprachbegabung meinerseits, soweit vorhanden, auf meine Muttersprache beschränkt.
Die Meerhexe ist ungeduldig. Bald muss ich mich entscheiden. Flossen, oder Füße, Phae? Will ich noch weiter einem Traum nachjagen, von dem ich manchmal gar nicht weiß, ob ich ihn überhaupt habe und der mich dann wieder wuchtig in die Seele trifft? Will ich dafür wirklich meinen Ozean dauerhaft verlassen, nicht nur weit weg von zu Hause sein, bleiben, will ich auch den Preis bezahlen und alles, was ich in Verbindung mit Sprache, meiner Sprache, geschenkt bekommen habe, als Pfand einsetzen, und die stotternde, unbeholfene, schlecht artikulierte Phae mit dem Miniwortschatz bleiben, die ich hier bin?
Die kleine Meerjungfrau hat dann die Augen zugekniffen und den Vertrag unterschrieben. Kann sie auch, in einem Disneyfilm darf jugendlicher Leichtsinn alles und es geht gut aus. Ich hab noch ein bisschen Zeit, zu zögern, ob ich meine Stimme gebe, um mich von der Sehnsucht freizukaufen. Und treibe solange im Ozean der Möglichkeiten.
Phae - 21. Dez, 11:56
keine Angst vor der Entscheidung
Du hingegen bleibst in jedem Fall Mensch und kannst eine einmal getroffenen Entscheidung bei Bedarf auch wieder korrigieren: Erweist es sich trotz der Entscheidung für Frankreich als klüger, doch in Deutschland zu bleiben, kannst Du ja wieder zurückgehen. Und entscheidest Du Dich gegen den Verbleib im Ausland, kannst Du etwas später bestimmt erneut wieder hin.
In jedem Fall wird Deine Entscheidung für Dich gut sein und Dich auf Deinem persönlichen Erfolgsweg ein Stück weiter bringen. Vertraue einfach darauf und höre auf dein Herz, dann wird alles gut.