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Damkeschön. Die Dekade...
Damkeschön. Die Dekade hätte ich eigentlich fast noch...
Phae - 18. Mär, 00:37
Welcome back und einen...
Welcome back und einen guten Re-Start nach beinahe...
NeonWilderness - 17. Mär, 17:54
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Phae - 17. Mär, 15:44
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Phae - 19. Nov, 00:01
'
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Phae - 8. Sep, 19:10
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Gestern habe ich einer Freundin noch davon erzählt,...
Phae - 3. Aug, 00:04
Er schmeckt mir gut und...
Er schmeckt mir gut und es sieht schön aus, wenn man...
Phae - 2. Apr, 20:15
undenkbar
Auf einmal ist da ein neuer Gedanke. Ich bin auf dem...
Phae - 1. Apr, 01:34

Sonntag, 21. Dezember 2008

Ein Jahresrückblick

Vielleicht ist ein Jahresrückblick nie wieder so eine gute Idee, wie jetzt. Ich befinde mich in einer Phase meines Lebens, in der ich keine Ahnung habe, in welchem Land, in welcher Stadt und mit welchen Leuten ich das nächste Silversterfest feiern werde. Und nicht nur mir geht es so, auch mein Freundeskreis diffundiert immer weiter in die weite Welt und in das wirkliche Leben hinaus, richtet sich darin ein und lebt darin herum. Noch nie war es so spannend, zu beobachten, wie sich alles entwickelt.

Alors, mein 2008.

Ein europäisches Jahr. Ich musste im Kunstunterricht am Gymnasium fast in jeder Klasse irgendein Bild über Europa malen, "Vielfalt statt Einfalt" und solche Sachen. Immer wieder. Das geschah im Rahmen irgendwelcher Wettbewerbe und meine unkreative Kunstlehrerin musste sich keine anderen Themen ausdenken. Ich hab es gehasst und mir ist wenig eingefallen und immer nur die griechische Europa auf dem Stier/ein Poutpourri europäischer Sehenswürdigkeiten nebeneinander fand meine Lehrerin auch nicht so toll. Aber jetzt mit der Zeit, werde ich immer mehr aktiv zur Europäerin, denke über die Idee nach, die dahinter steht und finde Gefallen daran, identifiziere mich damit und verstehe vielleicht auch irgendwann die politischen Institutionen. Immerhin habe ich diese Woche schon im Europa-Rat zu Mittag gegessen. Aber ich greife vor. Ein europäisches Jahr, weil: Ich war in diesem Jahr in Italien, England, Frankreich unterwegs und für Silvester ist noch Dänemark angesetzt. Ich war überhapt viel unterwegs, insbesondere durch die wenigen Wochen Fernbeziehung mit dem Tenor hat es mich fast alle sieben Tage nach Hamburg, aber auch Berlin, Lübeck und Köln verschlagen. Überhaupt, viel Köln.

Ansonsten, die weitere Bestandsaufnahme.

Schlecht: Eine Trennung, zwei Krebsdiagnosen im Freundeskreis, ein Selbstmordversuch mit dem Ergebnis Wachkoma/Aussicht bestenfalls Pflegefall im Freundeskreis, viele viele traurige Abschiede, Exilgefühl, Finanzkrise, Orientierungslos hinsichtlich der weiteren Karriereplanung, immernoch nicht reichberühmtverheiratetpromoviertsuperdünn. Schade.

Gut: Ein Uniabschluss, ein Job in Frankreich, ein Fernsehauftritt in einem grossen Sender zur Prime Time, einmal Krebs besiegt im Freundeskreis (ja, ging fix), viele neue Freunde, viele neue und alte Freunde die rührende Sachen sagen und auch nach ein paar Wochen nicht aufhören, mich zu vermissen, verhältnismäßig wenig Herzscheisse bei Trennung, viele Reisen und Rückkehr aus einem Emotionalexil: einen verlorenen Freund zurück bekommen. Außerdem neues Leben, neue Freunde (well, potentielle, tant pis) neue Aussichten.

Aktuell doof: Kein Internet, keine Post, kein Schlaf, Halsschmerzen, Dusche wird nicht heiß, die französische Tastaturen sind ganz anders als unsere und mittlerweile vertippe ich mich regelmäßig auf beiden, Plattenbauviertel, ich kann mein Zimmer nicht ordnentlich halten, selbst wenn ich wenig (naja) Zeug habe, meine Wohnung bis Juni ist deprimierend hässlich, ich hab meine neue externe Festplatte kaputt gemacht und nur noch ganz wenig Musik, ich werde nie richtig Französisch sprechen können, Straßburg liegt nicht in Südfrankreich (das ist ein großes Problem), meine beste Freundin verweigert kontaktmufflig Internet, Handy und Briefe und... Es kann nicht wirklich sein, dass mir jetzt schon nichts mehr einfällt.

Aktuell gut: Ich bin im Ausland, ich bin in Frankreich, ich bin in Straßburg, Straßburg ist schön, ich hab schon einmal "Ich liebe Straßburg" gedacht, ganz unwillkürlich. Die Arbeit ist toll, die Menschen sind nett und lachen viel, Baguette mit Chevre, Minitomaten, viele Filme, noch mehr Bücher, Postkarten, Kanäle und Brücken, Weihnachtsdeko in der ganzen Stadt, die Mediathek, Bisamratten, diese Freundschaft die beständig wächst und so erfüllt, F., der so interessant und den kennenzulernen in so vieler Hinsicht bereichernd ist und neuerdings auch einen krassen Humor hat, Eclairs, Jugendstilvillen, viele, viele Kinder, Lebenslaufpluspunkte, die Kathedrale, mein erster schwuler Freund, "Jeanette et les Cycleux", Flirten, Französische und berufliche Erfolgserlebnisse, eine aufregende Zukunft.

Total aktuell und total gut: In fast einer Woche schon geht es nach Hause, in die hanseatische Heimat. Es geht zurück zur lieben Familie, zu Eltern und Kater, zum Weihnachtsfest. Und es geht zu übergroßartigen Freunden, insgesamt phantastische drei Wochen lang. Ich glaube fast, ich habe mich noch nie im Leben so sehr auf etwas gefreut.

Die Digitalfoto-Statistik (weiß der Teufel, was die eigentlich aussagen soll. Aber wann machen Statistiken das schonmal?)
2008 bis jetzt: 3583 Fotos
2007: 2637 Fotos
2006: 1797 Fotos

Nanu, sahen die Zahlen nicht im letzen Jahr noch ganz anders aus? Egal. Werte stammen aus Picasa und entbehren jeglicher Gewähr.

Aussicht auf 2009: Diffus, also vielversprechend. Es erwarten sie: mindestens zweimal Wohnungssuche und Umzug, eine neue Stadt, eine neue Uni, ein neuer Studiengang, viele kleine Trips in Straßburg, Umgebung und Frankreich, Besuch von den Lieben. Ansonsten das Übliche. Bitte keine Krebsdiagnosen mehr. Und auch sonst nichts schlimmes. Danke.

Vorsätze: Viele Postkarten schreiben. Ansonsten das Übliche.

Flossen oder Füße

"If I become human", sagt die kleine Meerjungfrau zögernd, "I'll never be with my father and sisters again."
"Aaaaw", grient die lilane Meerhexe mit den Krakenarmen, "Life's full of tough choices, hu?"


Es ist Nacht in Strasßburg und ich gehe nach Hause, der Abend war schön. Langsam werde ich warm mit der Stadt, nicht mehr alle Abende verbringe ich alleine auf meinem Zimmer. Ich gehe die Straße entlang, die keine Straße ist, sondern eine Avenue; Sie hat einen breiten Mittelstreifen, mit Fahrradweg, Straßenbahnschienen und für mich exotischen Knorpelbäumen. Zwei Fahrräder überholen mich, ihre Fahrer unterhalten sich auf Französisch und verschwinden lachend in der Nacht. Ich, sowieso glücklich, lächle ihnen verträumt nach. Die zwei französischen Radfahrer bedeuten mir was, es ist schön, von französisch redenden Radfahrern überholt zu werden. Ich freue mich, dass ich in Frankreich bin und mir wird klar, dass es mir nicht reicht. Dass es nicht genug ist, nicht genug Französisch, und dass es das nie sein wird. Ein Jahr reicht nicht.

Ich will also in Frankreich bleiben?

Heute beim Meeting habe ich nichts verstanden. Das war nicht schlimm, es gibt auch mehr als eine Erklärung dafür, es ist in Ordnung. Aber es wird so bleiben. Lange. Vielleicht für immer. Internetforen und Real Life Kollegen erzählen alle das gleiche: Man kann noch so viele Jahre in Frankreich leben, wenn die Franzosen erstmal loslegen, mit Insidern und normalem Sprechtempo, dann versteht man sie nicht.

Und wenn ich eines im Studium gelernt habe, dann ja wohl, dass sich jegliche Sprachbegabung meinerseits, soweit vorhanden, auf meine Muttersprache beschränkt.

Die Meerhexe ist ungeduldig. Bald muss ich mich entscheiden. Flossen, oder Füße, Phae? Will ich noch weiter einem Traum nachjagen, von dem ich manchmal gar nicht weiß, ob ich ihn überhaupt habe und der mich dann wieder wuchtig in die Seele trifft? Will ich dafür wirklich meinen Ozean dauerhaft verlassen, nicht nur weit weg von zu Hause sein, bleiben, will ich auch den Preis bezahlen und alles, was ich in Verbindung mit Sprache, meiner Sprache, geschenkt bekommen habe, als Pfand einsetzen, und die stotternde, unbeholfene, schlecht artikulierte Phae mit dem Miniwortschatz bleiben, die ich hier bin?

Die kleine Meerjungfrau hat dann die Augen zugekniffen und den Vertrag unterschrieben. Kann sie auch, in einem Disneyfilm darf jugendlicher Leichtsinn alles und es geht gut aus. Ich hab noch ein bisschen Zeit, zu zögern, ob ich meine Stimme gebe, um mich von der Sehnsucht freizukaufen. Und treibe solange im Ozean der Möglichkeiten.

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