Auf dem Nachttisch

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Damkeschön. Die Dekade...
Damkeschön. Die Dekade hätte ich eigentlich fast noch...
Phae - 18. Mär, 00:37
Welcome back und einen...
Welcome back und einen guten Re-Start nach beinahe...
NeonWilderness - 17. Mär, 17:54
na los
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Phae - 17. Mär, 15:44
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Kartoffelsuppe. Mit Blumenkohl. Ich, sitzend auf dem...
Phae - 19. Nov, 00:01
'
Wenn ich wieder fahre, in den letzten Momenten davor,...
Phae - 8. Sep, 19:10
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Gestern habe ich einer Freundin noch davon erzählt,...
Phae - 3. Aug, 00:04
Er schmeckt mir gut und...
Er schmeckt mir gut und es sieht schön aus, wenn man...
Phae - 2. Apr, 20:15
undenkbar
Auf einmal ist da ein neuer Gedanke. Ich bin auf dem...
Phae - 1. Apr, 01:34

Powerfrauen

Vor ein paar Wochen hat meine Freundin K. abends an ihrem Schreibtisch gesessen und am Rechner gearbeitet. Als sie aus dem Fenster auf den Hinterhof sah, fiel ihr ein Mann auf, der dort stand. Er lehnte an einer Wand und winkte ihr zu. Sie winkte zurück. Als er nach kurzem Hin und Her auf einmal seinen Schwanz in der Hand hatte und damit, so K., herum wedelte, hat sie gelacht. K. ist da hart im Nehmen. Sie hat sich ein paar Momente unterhalten lassen und irgendwann die Jalousien zugemacht.

Drei Stunden später steht sie ängstlich und mit weit aufgerissenen Augen in meinem Zimmer. Als sie nämlich das Ganze schon wieder vergessen hatte und in ihrem Hinterhof ging, um eine zu rauchen, war er da. Wartend? Auf einmal ist es nicht mehr witzig, sondern gruselig. Der fremde Mann ist viel zu real und sie nicht mehr so anonym und weit weg wie eben noch in ihrem geschützen Zimmer. Erschrocken ist sie in ihr Auto gesprungen und zu mir gefahren. Sie muss ein paar Stunden bleiben, bevor sie sich wieder nach Hause traut.

Schnitt. Es ist Wochen später, ein freier Tag und ich bei K. zu Besuch. Wir haben französische Musik gehört, Gnocci mit Roquefort gegessen und ein paar Folgen Sex and the City geguckt. Auf einmal wird das Zimmer hell, vom Hinterhof strahlt jemand mit einer Taschenlampe hinein. Immer wieder, blink blink blink, und genau ins Zimmer. Wir können das Zentrum des Strahls auf der Scheibe sehen. Und auf der gegenüberliegenden Wand.

K. bekommt große Augen und sieht mich erschreckt an. "Da ist es wieder! Da!" flüstert sie. Die Taschenlampe gab es schon mal, vor etwa einer Woche. Damals hatte sie einen furchtbaren Schreck bekommen, die Jalousien runtergelassen, die Tür verriegelt und anschließend noch mit einem Stuhl verstellt, sich ein Küchenmesser unters Bett gelegt. Was, wenn er ins Haus kommt, was wenn er raus kriegt, welche Tür ihre ist?

Erstmal lassen wir die Taschenlampe Taschenlampe sein und gucken weiter unsere Serie. Irgendwann ist es aber spät und ich will nach Hause. Das Leuchten macht Pausen, aber es kommt immer wieder zurück.

K. hat Angst. Sie traut sich nicht, aus dem Fenster zu sehen, wo das Taschenlampenlicht herkommt. Irgendwann tut sie es doch. "Er steht da, auf dem Vordach", sagt sie. Sie steht an eine Wand gepresst und passt auf, dass man sie von draußen nicht sehen kann. "Scheiße, dass ich kein Kerl bin", sage ich.

Ich wage mich vor, trete ans Fenster und sehe hinaus. Ich sehe den Schatten auf dem Vordach. Noch ein Stück vor. Dort steht ein Mann. Er sieht mich und sofort flammt die Taschenlampe auf. Er leuchtet in seinen Schritt. Wir lassen die Jalousien herunter und lassen ihn sehen, dass wir zu zweit sind. Dann sitzen wir im Dunkeln auf dem Boden und sehen uns an, mit laut klopfenden Herzen.

Was für ein Mann ist das? Was will er hier? Was macht man jetzt? "Ich habe auch Angst, zu schnell zu urteilen", sage ich. "Wer nach seinem Partner sucht, indem er vor Frauen in ihren Wohnungen herummastubieren will, soll das tun." Und, zugegeben: K. hat gelacht, vielleicht hat er sich ermutigt gefühlt. Vielleicht ist er ein netter Kerl und würde nie jemandem was tun.

Aber wo ist die Grenze? Dreimal hat K. jetzt schon die Jalousien runtergelassen. Das ist deutlich, oder? Wann ist es zu viel? Wann ruft man die Polizei? Und ist K. wirklich an allem, was jetzt geschieht, selber schuld, weil sie die Nerven behalten hat? Weil sie belustigt hingesehen hat, statt entrüstet aufzuschreien, davonzustürzen und entsetzt sie Fensterläden zuzuknallen?

Ich will ins Bett. Ich will nach Hause und kann nicht, weil zwischen der Haustür und meinem Fahrrad von K. vielleicht ein alter, geiler Bock mit einer Taschenlampe UND einem Ständer in der Hose auf uns lauert. Ich bin wütend. "Wie scheiße, welche Angst wir haben!" schimpfe ich. Zwei zitternde Häschen mit großen Augen, eingschlossen in einem kleinen Zimmer dessen Wohnungstür auf einmal verdächtig instabil aussieht. "Ein alter Sack und eine Taschenlampe reichen um uns instantan in eine ohnmächtige Opferrolle zurückzudrängen!"

Nach einer halben Stunde und einem vorsichtigen Blick aus dem Fenster, wage ich es doch. K. begleitet mich noch zu meinem Rad, zitternd schleichen wir durch den Flur und linsen aus der Tür in den - leeren - Hof. Als ich mein Fahrrad abschließe, gebe ich K. ihre Deodose zurück, die sie mir - für den Notfall - in die Hand gedrückt hat. Wir lachen über uns. Ich fahre los.

Ich glaube, heute Nacht schläft sie wieder mit dem verkeilten Stuhl vor ihrer Tür.
tippy-toe - 9. Mai, 03:41

ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...
Gelassen reagieren ist selten falsch, finde ich. Schuld ist nur der Verursacher...
Und wenn es so weit geht... dann ist die Polizei vielleicht lieber einmal zu oft alarmiert als zu wenig?Ich hoffe für euch, dass ihr den bald los seid...

Bramasole - 9. Mai, 07:39

erschreckend!

Euer mulmiges Gefühl kann ich sehr gut nachvollziehen, denn der Typ ist mehr als unheimlich. Ich würde mit der Geschichte auf jeden Fall zur Polizei gehen. Deine Freundin soll keine Angst davor haben, belächelt zu werden, denn eigentlich ist das schon in wesentlich harmloseren Fällen angebracht.

raumschots - 9. Mai, 08:42

Das ist ja Stoff für ein Drehbuch...trotzdem...auf keinen Fall gelassen reagieren, das ist grundverkehrt und kann fatale Folgen haben! Sofort handeln. Laut und ununterbrochen Schreien, um Hilfe rufen, sofort die Polizei rufen, gerade jetzt mit Zeugin. Fotos machen mit Blitz oder wenn auch noch, wie bei vielen handys eine Vidokamera dabei ist, filmen...im übrigen dieser Mann erfüllt gleich mehrere Straftatbestände, von Hausfriedensbruch § 123 Abs. 1 StGB, Nötigung § 240 Abs. 1 StGB, insbesondere hier Abs. 4 Nr. 1 "(wenn der Täter) eine andere Person zu einer sexuellen Handlung...nötigt. Wie auch § 241 Abs. 2 StGB, ganz besonders in diesem Falle. Also ganz klare Straftatbestände, gegen die mit allen Mitteln vorgegangen werden muss. Denn dieses Schicksal erleiden offenbar viele Frauen und dem muss und kann sogar mit ganz legalen gesetzlichen Mitteln abgeholfen werden. Man muss es allerdings auch tun und nicht lächelnd zusehen...

schnuffte - 9. Mai, 18:03

Schlimm das!!! Sehr very schlimm!!!
Polizei. Sofort dort anrufen. Ich kenn ja bei sowas nix. Sowas kann schlimm enden - glaub mir;
Ein Eimer kaltes Wasser, wenn es ihn denn erreichen täte.
Beweisfotos machen. Video. Irgendsowas.

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