Das Leben, das Universum und der ganze Rest
Die angehende Sozialwissenschaflterin in mir bringt mich nicht nur regelmäßig dazu, bei
solchen Dingern mitzumachen, ich verlinke sie auch noch und mache darauf aufmerksam. Es handelt sich um eine Studie zu Netzwerkkommunikation im Internet der Unis Trier und Koblenz, genauer geht es um Blogrolls. Mitmachen kann, wer ein Blog hat und alles ist natürlich (hoffentlich) streng anonym und vertraulich.

Ich hab mich übrigens generell an meine Handykamera erinnert und an all die Dinge, die man damit fotographieren kann. Die Qualiät ist ein bisschen schlechter als bei meienr normalen Cam, aber dafür hab ich sie immer dabei und wenn ich den Ton ausschalte, kann ich so tun, als schreibe ich Smsen und keiner merkt, dass ich Fotos mache.
Mit I. war ich am Silvestertag auf dem jüdischen Friedhof spazieren. Da liegen Rentiere begraben.
Schaufensterdeko in der Fußgängerzone.
Ich mag schöne Fahrräder und werde von jetzt an alle knipsen, die ich seh. Ehrlich. Dann mach ich eine Fotoserie. Das ist so eine der vielen Sachen, die ich von T. geklaut habe, die jetzt in Indien ist.
Rosa Beeren.
Ich fühle mich ein bisschen wie die kleine Amélie.
Die Öffnungszeiten von dem Supermarkt endlich mal aufzuschreiben, ist eine gute Idee. Denn sie sind eher ungewöhnlich und ich kann sie mir nie merken und er hat immer dann seit fünf Minuten zu, wenn ich schon eine Stunde überlege, ob ich mir noch schnell Obst/Cola/Chips hole oder nicht.
Die Öffungszeiten dann mit der Handykamera abzufotographieren, statt sie abzuschreiben, ist ganz schön Gilmore Girls.
Sich dabei total doof anzustellen und ewig zu brauchen, weil das Schild mit den Öffnungzeiten auf der elektrischen Schiebetür angebracht ist, die nie lange genug still hält, bis mein Handy sie anvisiert hat und ewig herumzuhampelt, bis ich begreife, dass ich einfach nur selbst still halten muss, damit die Tür zu bleibt - das ist ganz schön Phae.
Nachdem ich die ganze Nach nicht geschlafen habe (zum Glück war die Klausur um 7 Uhr morgens, da ging das noch), mich mit sämtlichen Glücksbringern behangen habe, die ich finden konnte (eine Kette mit Labrysanhänger, eine mit Horusauge, die Ankh Ohrringe vom Tenor, der Ring meiner Großmutter und der uralte Collegeblock, auf dessen Deckblatt mir S. der Farbenfreund mal ein Grafitti-Ornament gezeichnet hatte und der nur noch ganz wenig Seiten hat - wenn es ums sterben geht, wird man eben religiös ), habe ich ein schlechtes Gefühl.
Mitte Feburar kommt das Ergebnis, ich nutze die Zeit und guck mir schon mal an, was meine Uni sonst noch so für Fächer anbietet.
Ich hasse Bart Simpson dafür, dass er sich nur ein paar Wochen lang von zwei dahergelaufenen Schurken ausbeuten, misshandeln und versklaven lassen musste, um dann auf einmal - ein Wunder! - fließend französisch sprechen zu können. ("Mais... moi, je parle francais! C'est incroyable! Monsieur...!") Rotzgöre.
Dafür hat man sich, bitteschön, den Arsch aufzureißen. Jahrlang zu schuften. Zu verzweifeln. Tabellen mit Subjontif-Auslösern zu pauken, sich die Finger an Wörterbüchern wundzublättern, zu Stammtischen zu gehen, obwohl die Lieblingsserie kommt, um wenigstens ein bisschen Minimalgefühl für die Sprache zu bekommen, sich durch seitenlange Versergüsse über platonische Liebestheorie von irgendwelchen Klassikern zu quälen, immer wieder neu zu versagen... und in regelmäßigen Abständen weinend zusammenbrechen und schonmal die Karriere als Putzfrau, hauptberufliche, zu planen, weil man bald der Uni verwiesen wird. Taxifahren kann ich schließlich nicht gut.
Und der kleine Drecksbengel musste noch nicht mal das Frostschutzmittel trinken. Die Welt ist so ungerecht.
Ich muss mich gerade arg zusammenreißen, um nicht auszuprobieren, ob ich hier, auf dem Uni-Rechner Second Life installieren kann.
Wahrscheinlich würde ein Alarm losgehen, Blaulicht würde den ganzen PC Pool in eine katastophenszenariöse Beleuchtung tauchen und ein vermummtes Einsatzkommando würder hereinstürmen, um mich davon zuschleppen, meiner gerechten Strafe entgegen. Vielleicht kommt auch nur die energische Hüterin der Pools herein und scheißt mich zusammen. Genauso, wie sie es gemacht hat, als ich einmal ausversehen meinen Kaffeebecher auf dem Tisch stehen lassen hab. ("SIIIIE! Hier wird nicht getrunken! Nehmen sie den sofort vom Tisch!" Und ich, blöd wie ich bin, schüttle den Becher und sage "Der ist aber leer." Das war das schlimmste. Ein Eingeständnis meiner Schuld. "Ja! Sie haben ihn ausgetrunken!" Mir ist noch nie ein Wort mit so viel Hass und Verachtung entgegen geschleudert worden.) Da ist mir das Einsatzkommando fast lieber.
Trotzdem... ich bin arg versucht, es auszuprobieren. Es wird eines Tages schlimm enden, mit mir.
Kleine Notiz auf meinem Ordner für das Seminar "Einführung in die kritische Theorie":
Adorno ist der Grummel-Schlumpf.
Die Klausur am Mittwoch ist so wichtig, dass ich mir noch nicht mal vorstellen kann, was ich tun soll, wenn ich sie nicht bestehe. Außerdem ist sie so schwer, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie ich bestehen soll. Einmal bin ich schon durchgefallen.
Ich hab solche Angst, dass ich der kleinen Marmorgöttin der Wissenschaft und Vernunft, die auf meinem Schreibtisch steht, gerne ein paar von den Holunderbeeren opfern würde, die ich gerade nasche. Oder das Eucalyptusbonbon, das ich noch habe. Alternativ habe ich schon überlegt, Blutspenden zu gehen, als neuzeitliches Opfer, sozusagen. Aber ich habe keine Zeit mehr, vor der Klausur.
... da habe ich endlich wieder Strom in meiner kleinen Mp3-Maschine. Ich glaube, das bedeutet viel. Ich glaube, das hat was damit zu tun, dass ich mich heute immer wieder glücklich fühle. Innehalte und grinsen muss. Entscheide, zu Fuß zu gehen und nicht mit dem Rad zu fahren. Durch die Straßen gehe und die Arme ausbreiten und den Kopf zurückwerfen will, obwohl überall Menschen sind. In der Mensa aufpassen muss, nicht laut mitzusingen. Und alle paar Minuten mein Notizbuch heraushole, um meine Gedanken aufzuschreiben. Was ich bloggen oder zeichnen will.
Ich wollte habe aufgeschrieben, dass ich hier erzählen will, dass ich immer, wenn ich von hinten auf den Campus komme, an meine verstorbene Oma denke. Wenn man von hinten, von der S-Bahn Haltestelle auf den Campus zukommt, dann ist da das große, eindrucksvolle Backsteingebäude mit den Giebeln. Da sind die alten Bäume und der Rasen, auf dem im Sommer die Studenten lesen, essen und mit kleinen, gehäckelten Bällen spielen. Und da bin ich, das Mädchen, die Studentin, mit ihrer Tasche voller Bücher und voller Notizzettel und den Kopf voller Philosophie und kleinen Sorgen. Irgendwann, ganz zu Anfang, muss ich in so einem Moment mal an Oma gedacht haben, die mich nicht mal mehr als Gymnasiastin erlebt hat, geschweige denn als Studentin. Seitdem ist der Gedanke da, wann immer ich über den Hof komme.
Ich wollte aufschreiben, was ich jedes Mal denke, wenn ein Dozent ein Buch empfielt (macht Sinn), das er auch mitgebracht hat (naja) und dann einmal im Kurs rumgeben lässt. (Macht keinen Sinn). Was soll das? Warum machen die das? Wir wissen, wie ein Buch aussieht. Wir sehen, wie dieses eine Buch aussieht, wenn er es uns einmal zeigt. Dann wissen wir, ah, es ist blau, und wenn wir es und kaufen oder ausleihen wollen, ja, selbst wenn wir es vergessen und dann im Buchladen sehen, dann gibt es einen Wiedererkennungseffekt. Das verstehe ich noch. Aber warum rumgeben? Damit wir es anfassen können? Es ist ein Buch. Ich mag Bücher wirklich gerne aber... ich weiß, wie sie aussehen. In dem Fach, das ich studiere, haben Bücher nur sehr selten Bilder. Und wenn sie Bilder haben, dann sind das meist schematische Darstellungen komplexer Gedanken, die man beim Durchblättern nicht aufnehmen kann. Genauso wie irgendwelche Sätze, von denen ich dann, aus Verlegenheit wahllos einen oder zwei lese, wenn so ein Buch bei mir vorbeikommt. Und nicht verstehe. Warum denn auch? Wenn man es einfach verstünde, ohne Zusammenhang und Konzentration, wäre es ja wohl kaum Soziologie. So what? (Außer einmal, da hat ein Prof ein Buch rumgehen lassen, in dem er in den Fußbnoten erwähnt worden ist und das jedesmal angestrichen hat. Das war cool. Aber sonst...)
So Sachen stehen in meinem Notibuch, die ich heute erzählen wollte. Denn heute ist so ein Tag, wo mir immer mehr dazu einfällt und ich immer mehr dazu schreibe. Die erste Seite ist schon voll. Alles in allem ist heute so ein Tag, an dem ich glücklich bin. In weniger als einer Woche schreibe ich die schlimmste Klausur meiner BA Zeit und heute bin ich glücklich.
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Wie oft habe ich den Satz "aufpassen, um nicht laut mitzusingen" in diesem Blog eigentlich schon geschrieben?