Das Leben, das Universum und der ganze Rest
Aktuelles Projekt: Süßhölzer kauen, statt Fingernägel. Klappt ganz gut. Aber seit der mein Süßholzdealer H. nach Köln gezogen ist, weiß ich nicht genau, wie ich an Nachschub kommen soll.
Ich mag ja diesen Mädchenkaugummi von Orbit. "Balance" - mit Papaya-Aloe Vera. Innere Ausgeglichenheit hin oder her, stylisher als Pfefferminze und leckerer als Kirsch oder womöglich Erdbeeraroma ist er allemal. Mädchenkaugummi halt.
Meine Freundin L ist am Wochenende nach Berlin gezogen. Auf ihrer Abschiedsparty waren viele gute Freunde und nette, neue Menschen. Unter anderem diese kleine, zierlich, blonde Frau, die unglaublich charmant und sympathisch war. Außerdem über alle Maßen vulgär. "Ey, ich pinkel dir in deine Kapuze - und zwar von hier!" ist mir in Erinnerung geblieben. Ich war sehr erleichtert, wie reizend das gewirkt hat. Um meinen eigenen Ruf war ich nämlich schon leicht in Sorge.
Am Wochenende hab ich sie noch belächelt, die Schwieger-Stiefmama, die mir mit energischer Ernsthaftigkeit, der anzumerken war, dass sie sie sich gegen das häufige Belächelt-werden angewöhnt hat, das Prinzip ihrer Klangschalen erklärt hat. Dass man sie gegen schmerzende Stellen am Körper halten würde und durch den angenehmen Ton (Doooooooonnnggggggggggg .... Doooooongggggg) mit magisch-energetischer Kraft geheilt würde. Dass eine Freundin von ihr eine riesigengroße Klangschale habe, die sie benutze, um sich zu "erden". Weil sie immer so unstet durchs Leben hüpfen und flattern würde, helfe ihr der Ton, sich zu "erden", zu sich zu kommen.
Und der Mann und der Tenor haben gegrinst und ich musste mich etwas anstrengen, neutral und interessiert zu gucken. So ist das in der Familie, in der selbst die Katze Energiekristalle unter ihrer Wasserschale hat, sicherheitshalber.
Am Wochenende fand ich das noch spaßig und süß... und jetzt sitze ich wieder an meinem Schreibtisch, das Leben ist wieder einmal viel geworden. Ich muss machen und tun, dran denken und ordnen, ich muss endlich ein Konzept in das Wirrwar meiner Abschlussarbeit bekommen, organisierieren und dran denken, sorgen und besorgen. Vor allem sorgen. Jetzt hätte ich auch gerne eine Schale mit einem tiefen Ton, oder irgendein Pendant: innere Ruhe und zu-sich-finden, das wäre schön. Und wenn das Brennen in den Augen davon auch weg ginge, um so besser.
In der Antike haben die Menschen den Göttern stets den ersten Schluck Wein geopfert. "Für die Götter!" haben sie gerufen und einen Schwall auf den Boden gekippt, bevor sie selbst getrunken haben. Ich überlege, diesen alten Brauch wieder aufzunehmen, Polytheismus finde ich ohnehin sehr sympatisch. Dann aber mit dem letzten Schluck. Kaffee, zum Beispiel. Essensreste "den Göttern zu opfern" ist irgendwie schöner, als sie wegkippen bzw. -schmeißen zu müssen, oder? Auch ökonomischer, finde ich.
Für das Projekt Praktikum korrespondiere ich derzeit mit Frankreich per Mail. Eben gerade ist mir wieder eingefallen, was ich heute Nacht geträumt habe: meine letzte Mail ist zurück gekommen, mit dem dringenden Vorschlag, das, was ich geschrieben hätte, doch mal ganz schnell mit Google ins Französische zu übersetzen und nnochmal abzuschicken. Oh man.
Vielleicht merkt man ja, dass mein derzeitiger Phonetikunterricht mich fasziniert. Hat vielleicht damit zu tun, dass ich nicht das Gefühl habe, dass er sehr sinnvooll ist. Es macht Spaß und ist interessant, aber ich fürchte, wenn ich den Seminarraum verlasse, spreche ich mit den gleichen Fehlern wie vorher. Entweder ich hab es halt im Gefühl, oder ich mache es falsch. So ist das halt mit mir und der Sprache. Deshalb werde ich mich auch hüten, mir je wieder einfallen zu lassen, eine zu studieren.
Gerade deswegen faszinieren mich Dinge, wie dieses: Martin Landau, der in Tim Burtons Film "Ed Wood" den rumänischen Horrordarsteller Bela Lugosi gespielt hat, (Das waren jetzt ganz schön viele Namen.) ist Amerikaner. Im Making of des Filmes hat er davon erzählt, wie er es anging, den Rumänien darzustellen: Er musste nicht nur seinen ungarischen Akzent nachahmen, sondern vielmehr seine Versuche, den ungarischen Akzent zu verstecken und echt englisch zu klingen. Alter. Das fand ich schon damals, als ich das gesehen habe, bemerkenswert. Jetzt, wo ich in der Uni etwas ähnnerungsweise ähnliches mache, finde ich es unglaublich.
nur weil Du Kochrezepte aus Zeitschriften ausreißt und sorgsam abheftest, bist Du noch lange keine perfekte Hausfrau.
Im Lindenpark gestern beim Durchradeln zwei Schwertkämpfer gesehen. Die haben in Lederkleidung mit Schildern und Schwertern aufeinander eingedroschen, hochkonzerntriert und lächelnd. Das sah echt cool aus, wär am liebsten stehen geblieben und hätte geguckt. Ich mag Rostock und seine freakigen Studenten.
Kann bitte immer Sommer bleiben?