Auf dem Nachttisch

frisches

Damkeschön. Die Dekade...
Damkeschön. Die Dekade hätte ich eigentlich fast noch...
Phae - 18. Mär, 00:37
Welcome back und einen...
Welcome back und einen guten Re-Start nach beinahe...
NeonWilderness - 17. Mär, 17:54
na los
einfach wieder anfangen, einfach nichts erklären, einfach...
Phae - 17. Mär, 15:44
suppe
Kartoffelsuppe. Mit Blumenkohl. Ich, sitzend auf dem...
Phae - 19. Nov, 00:01
'
Wenn ich wieder fahre, in den letzten Momenten davor,...
Phae - 8. Sep, 19:10
ein küchengespräch
Gestern habe ich einer Freundin noch davon erzählt,...
Phae - 3. Aug, 00:04
Er schmeckt mir gut und...
Er schmeckt mir gut und es sieht schön aus, wenn man...
Phae - 2. Apr, 20:15
undenkbar
Auf einmal ist da ein neuer Gedanke. Ich bin auf dem...
Phae - 1. Apr, 01:34

Das Leben, das Universum und der ganze Rest

Sonntag, 5. April 2009

zurück

Ich glaube, gerade bin ich malerisch. Es gibt da diesen Mond, und wie ich hier sitze, auf dem Balkon mit offenen Haaren und der Kapuze darüber, in den Laptop versunken: In meinem Kopf ist das schön.

In so einem Moment möchte man nicht nur lesen, sondern schreiben. Hier.

So richtig hab ich den Weg zurück zum Bloggen noch nicht gefunden. Das Exil wirkt nach. Es gibt andere, neue Kanäle in meinem Leben. Es gibt Gedanken, die werden so schnell es geht per Mail zu Freunden geschickt, einige reisen in Briefen, einige verpuffen auf Twitter. Das Wort "Bloggerin" hat noch immer Magie und ist noch das, was ich sein will, aber zu wenige Gedanken kommen hier noch an.

Vielleicht brauch ich noch Zeit, vielleicht kommt es von alleine zurück.

Montag, 30. März 2009

Franzosen

Sie scheinen die harte Philosophie im Blut zu haben, die Franzosen. Hat mich X. letzte Woche noch überrumpelt, mit dem Gutem und dem Bösen, heute bin ich nur kurz sprachlos, als F. mich plötzlich anschaut und fragt: "Sag mal... glaubst Du eigentlich, dass Gott dich mag?"

Der Ort ist nicht der schlechteste. Wir sind in einer Kirche. Der Gospelchor hat bis eben noch gewaltig gegospelt und macht jetzt Pause, was F. Zeit für seine Frage gibt. Die Kirche ist schlicht und modern, vorne an der Wand zweimal Jesus auf Gemälden - als Baby und als gutaussehender Powerprophet mit nacktem Oberkörper.

"Naja... wenn überhaupt, dann doch wohl schon, oder?" entgegne ich und F. lacht. Wir diskutieren ein bisschen, vielleicht ein bisschen zu offen und unbeschwert für jedermanns Geschmack*, ein älterer Herr vor uns dreht sich um, mehrmals. Vielleicht aber freut er sich auch, dass auch junge Leute in der Kirche sind und über Religion diskutieren. Oder er schmeißt uns gleich raus, wenn F. noch einmal was sagt wie "Aber Jesus ist schon irgendwie netter als Gott, oder?"

Unterschiedliche Menschen und unterschiedliche Wohnungen haben ich an diesem Wochenende besucht. Unterschiedliche Welten. In der S-Bahn nach Hause war ich glücklich und in der Tram, in die ich umsteigen musste, habe ich noch jemanden kennengelernt. Es geht machmal so schnell. Ich mag sie, diese Stadt.

* Naja... aber was war denn das mit Hiob? - Okay, das war scheiße.

Freitag, 27. März 2009

.

Wie schwer es mir auch einfach mal fällt, Leute einfach anzurufen, mit keinem Vorwand, außer dass ich gerne mit ihnen reden will. Oder mit jemandem.

Sonntag, 22. März 2009

Der Rumtreiber

Auf einer Parkbank in der Sonne hab ich X. kennengelernt.

(Es ist auf belustigende Weise lächerlich, seinen Namen nicht einfach auszuschreiben. Wie viele Vornamen beginnen schon mit einem X?)

Er hat mich erst um Feuer gebeten, dann um Wasser. Dann hat sich auch auf die Parkbank gesetzt und wir haben uns unterhalten.

X. ist ein - man sagt wohl Lebenskünstler. Jemand, der unstet zwischen den Städten hin und her reist, der ein paar Jahre in Paris, ein paar in London, in Lille, in Rennes, in Brüssel und was weiß ich, wo noch verbracht hat, der ein bisschen Kunst studiert, dann ein bisschen Philosophie, sich mit irgendwelchen Jobs durchschlägt. Den man beneidet, weil er frei ist und ungebunden, und mit dem man nicht tauschen will, weil er verloren wirkt, und wurzellos.

Das mit der Lebenskunst scheint X. nicht so gut hinzukriegen. Gleich zu Anfang erzählt er mir von seiner Kokainsucht. Ist jetzt aber vorbei, sagt er schnell. Jetzt ist er dafür alkoholabhängig. Den Beweis dafür hab ich die ganze Zeit in meiner Nase. Was zwischen dem Paper eingerollt ist, das er nebenbei raucht, frage ich gar nicht erst. Vielleicht nur Tabak.

Wir unterhalten uns. Das ist nicht ganz leicht, X. gestikuliert viel, redet zu seinen Füßen, verfällt mitunter in schnelles Murmeln. Dann verstehe ich ihn besonders schlecht, er hat das schon gemerkt und versucht es auf englisch. Das klappt vor allem deswegen besser, weil er so gezwungen ist, langsam zu sprechen.

Er erzählt mir von Nietzsche und breitet ein Theoriegebilde vor mir aus, dem ich nicht ganz folgen kann. Es geht um das Gute und das Böse, um tranzendente Macht und irgendwelchen Zusammenhängen von allem. "Und wie siehst du das?" Das trifft mich eiskalt, ich bin sprachlos und unfähig. Wie ich das sehe, mit dem Guten und dem Bösen? Woran ich glaube? Ich stottere, nichts fällt mir ein und wäre wahrscheinlich weniger verlegen, hätte er sich nach meiner Lieblingsstellung erkundigt. Zumindest schlagfertiger.

Ob ich mal ins Kino mit ihm gehen würde? Ohne Alkohol dann, ehrlich. Er gibt mir seine Mailadresse.

Als ich nach Hause will, kommt er ein Stück mit und trägt eine meiner Einkaufstüten. Wir gehen durch die Sonne, reden über Musik und über Lieblingstiere und auf einmal flutscht alles. Die Sprache, die Kommunikation, das Lachen, es ist ganz leicht. Als wären wir zwei Teenager, die sich schon lange kennen. Er ist auch neu in der Stadt und hat schon viele Freunde. Er fragt mich, wie es bei mir damit läuft. Nicht so. "Wie machst du das?", frage ich. "Wie lernst Du Menschen in einer fremden Stadt kennen?" Er sagt, er spricht einfach die an, die ihm gefallen. Er will es mir beibringen.

Jetzt sitze ich hier, mit dieser Mailadresse. Meine Mädchenalarmglocken klingeln ein bisschen. Eigentlich spielen Mädchen wie ich nicht mit den drogensüchtigen Landstreichern. Eigentlich sollte ich mir nette Freunde suchen, Studenten der Medizin oder Kommunikationswissenschaft, sehr ehrgeizig und sozial engagiert.

Was auf der anderen Seite steht, muss ich gar nicht aufzählen. Ich schreib ihm jetzt.

Montag, 9. März 2009

This is it.

Well... The past is gone. I know that. The future... isn't here yet, whatever it's going to be. So, all there is is... is this. The present. That's it.

Das hat Bill Murray gerade in "Broken Flowers" erzählt. Das ist jetzt weder der Weisheit noch der Originalität letzter Schuss, aber es ist gerade sehr aktuell. This is it.

Vor wenigen Tagen habe ich in einer Bar gesessen, mit Einheimischen dieses schönen Landes, und den ganzen Abend kaum was verstanden. Ich weiß, ich muss - und das erweist sich als anstrengend - jetzt wieder einen Ort, also eigentlich die Menschen, suchen, wo ich hineinpasse. Vielleicht nicht unbedingt einen, wo ich von Anfang an dazugehöre, aber einen, wo ich dazu gehören kann, wo es passt, ohne dass man zu viel biegen und quetschen muss.

Der Vergangenheit hinterherzutrauern, wo es ziemlich gut gepasst hat, hilft da nicht. This is it. Now.

Es wird Frühling in Frankreich. Ich darf nicht vergessen, was daraus zu machen.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Vermissen, Baby!

Es ist lange her, ich hatte gerade mit dem Studium angefangen, ich war unglaublich verliebt, da hatte ich eine Version von meinem Auslandssemester. Ich weiß noch, ich habe mich gesehen wie ich in einem Zimmer sitze, mit Lichterkette an der Wand und viel Deko, vom Schreibtisch kann ich durch das Fenster auf die Straße der belebten Stadt sehen, hinter der offenen Tür in meinem Rücken tobt eine WG Party.

Die Stadt war in dieser Vision London, was natürlich keinen Sinn macht. Immerhin war ich für ein Französischstudium eingeschrieben. Trotzdem habe ich mich da gesehen: Die britische Großstadt, der Schreibtisch, die Lichterkette.

Ich habe einen Brief geschrieben und ich habe /ihn/ furchtbar vermisst. Darum ging es natürlich in dieser Version, der Gedanke, dass ich irgendwann ein halbes Jahr weg bin und er mir sehr fehlen wird. Und ich habe mich darauf gefreut, ihn so vermissen. Mir muss das romantisch vorgekommen sein.

Jetzt sind drei Jahre vergangen, mein Auslandssemester ist ein Auslandsjahr und die fiktive englische Stadt ist eine ganz reale französische geworden. Der Mensch, der mir heute fehlt, ist jemand anders, genau wie das Gefühl und das Drumherum. Was geblieben ist, sind die Briefe und die Blicke aus dem Fenster. Und so fällt mir manchmal, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und aus dem Fenster sehe - ein unbelebter Hinterhof, keine lebendige Straße - das Bild von damals wieder ein. Und was draus geworden ist.

Vielleicht sollte ich mir eine Lichterkette besorgen.

Mittwoch, 25. Februar 2009

zurück

Wie schön, wieder hier zu sein. Ich bin wieder da, ich habe wieder einen Zugang ins Internet, ich werde von jetzt an bestimmt wieder öfter schreiben. Was bin ich froh.

Erstmal den Schreibtisch aufräumen und endlich in die Öffentlichkeit abgeben, was hier wochenlang herumlag.

~*~

Briefe schreiben, an den Tenor. Dabei „Death Cab for Cutie“ Und es passt so sehr zueinander, die Musik, die Situation, das Gefühl. Sogar der Text, in dem kurzen Moment, als ich darauf achte.

~*~

Warum ist es so, dieser Schwung Kreativität, die gelebt werden will? Und die immer dann kommt, wenn es gerade Zeit ist, ins Bett zu gehen? Warum? Wenn die Musik so gut ist und die Fotos so schön, wenn die Ideen angeflogen kommen. Warum muss ich jetzt ins Bett? Ich liebe Schlafen, aber ins Bett gehen suckt.

~*~

Mein Regenschirm ist kaputt und das macht mich wütend. Weil er teuer war und hübsch, weil ich ihn sehr mochte. Weil es so oft regnet, in dieser Stadt und weil ich es mag, wenn es regnet. Weil ich meinen Regenschirm mag.

Vor allem aber macht mich wütend, dass er eigentlich nur an einer Stelle kaputt ist. Nur eine von den kleinen dünnen Metallstreben ist zerbrochen. Zu 99% ist er noch vollkommen in Ordnung und trotzdem muss ich ihn wohl wegschmeißen. Wie ärgerlich das ist. Irgendwas ist mit dieser Welt nicht in Ordnung.

Dienstag, 23. Dezember 2008

heimaturlaub

In die Heimatstadt nach fast drei Monaten zurückzukehren ist fast, als wäre man nicht weggewesen. Waren ja auch nur drei Monate.

Jetzt sitze ich abends mit immer passend zusammengestellten Kombinationen aus den alten Freundeskreisen in den gemütlichen und gutaussehenden Rostocker Innenstadtkneipen, bestelle ruhig noch eine Bionade, denn alles kostet ein bisschen weniger hier und wir reden und lachen zusammen, als hätten wir nie etwas anderes gemacht.

Es waren ja auch nur drei Monate.

Das beste liegt noch vor mir und die Vorfreude ist noch nicht vorbei. Ich lade meine Lachen und Lieben - Akkus bis an den Anschlag auf und hoffe, auch im nächsten Jahr viele Abende mit tollen Menschen in schönen Kneipen verbringen zu können. Gerne wieder in Rostock zur Weihnachtszeit... aber gerne gerne schon früher in anderswo.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Ein Jahresrückblick

Vielleicht ist ein Jahresrückblick nie wieder so eine gute Idee, wie jetzt. Ich befinde mich in einer Phase meines Lebens, in der ich keine Ahnung habe, in welchem Land, in welcher Stadt und mit welchen Leuten ich das nächste Silversterfest feiern werde. Und nicht nur mir geht es so, auch mein Freundeskreis diffundiert immer weiter in die weite Welt und in das wirkliche Leben hinaus, richtet sich darin ein und lebt darin herum. Noch nie war es so spannend, zu beobachten, wie sich alles entwickelt.

Alors, mein 2008.

Ein europäisches Jahr. Ich musste im Kunstunterricht am Gymnasium fast in jeder Klasse irgendein Bild über Europa malen, "Vielfalt statt Einfalt" und solche Sachen. Immer wieder. Das geschah im Rahmen irgendwelcher Wettbewerbe und meine unkreative Kunstlehrerin musste sich keine anderen Themen ausdenken. Ich hab es gehasst und mir ist wenig eingefallen und immer nur die griechische Europa auf dem Stier/ein Poutpourri europäischer Sehenswürdigkeiten nebeneinander fand meine Lehrerin auch nicht so toll. Aber jetzt mit der Zeit, werde ich immer mehr aktiv zur Europäerin, denke über die Idee nach, die dahinter steht und finde Gefallen daran, identifiziere mich damit und verstehe vielleicht auch irgendwann die politischen Institutionen. Immerhin habe ich diese Woche schon im Europa-Rat zu Mittag gegessen. Aber ich greife vor. Ein europäisches Jahr, weil: Ich war in diesem Jahr in Italien, England, Frankreich unterwegs und für Silvester ist noch Dänemark angesetzt. Ich war überhapt viel unterwegs, insbesondere durch die wenigen Wochen Fernbeziehung mit dem Tenor hat es mich fast alle sieben Tage nach Hamburg, aber auch Berlin, Lübeck und Köln verschlagen. Überhaupt, viel Köln.

Ansonsten, die weitere Bestandsaufnahme.

Schlecht: Eine Trennung, zwei Krebsdiagnosen im Freundeskreis, ein Selbstmordversuch mit dem Ergebnis Wachkoma/Aussicht bestenfalls Pflegefall im Freundeskreis, viele viele traurige Abschiede, Exilgefühl, Finanzkrise, Orientierungslos hinsichtlich der weiteren Karriereplanung, immernoch nicht reichberühmtverheiratetpromoviertsuperdünn. Schade.

Gut: Ein Uniabschluss, ein Job in Frankreich, ein Fernsehauftritt in einem grossen Sender zur Prime Time, einmal Krebs besiegt im Freundeskreis (ja, ging fix), viele neue Freunde, viele neue und alte Freunde die rührende Sachen sagen und auch nach ein paar Wochen nicht aufhören, mich zu vermissen, verhältnismäßig wenig Herzscheisse bei Trennung, viele Reisen und Rückkehr aus einem Emotionalexil: einen verlorenen Freund zurück bekommen. Außerdem neues Leben, neue Freunde (well, potentielle, tant pis) neue Aussichten.

Aktuell doof: Kein Internet, keine Post, kein Schlaf, Halsschmerzen, Dusche wird nicht heiß, die französische Tastaturen sind ganz anders als unsere und mittlerweile vertippe ich mich regelmäßig auf beiden, Plattenbauviertel, ich kann mein Zimmer nicht ordnentlich halten, selbst wenn ich wenig (naja) Zeug habe, meine Wohnung bis Juni ist deprimierend hässlich, ich hab meine neue externe Festplatte kaputt gemacht und nur noch ganz wenig Musik, ich werde nie richtig Französisch sprechen können, Straßburg liegt nicht in Südfrankreich (das ist ein großes Problem), meine beste Freundin verweigert kontaktmufflig Internet, Handy und Briefe und... Es kann nicht wirklich sein, dass mir jetzt schon nichts mehr einfällt.

Aktuell gut: Ich bin im Ausland, ich bin in Frankreich, ich bin in Straßburg, Straßburg ist schön, ich hab schon einmal "Ich liebe Straßburg" gedacht, ganz unwillkürlich. Die Arbeit ist toll, die Menschen sind nett und lachen viel, Baguette mit Chevre, Minitomaten, viele Filme, noch mehr Bücher, Postkarten, Kanäle und Brücken, Weihnachtsdeko in der ganzen Stadt, die Mediathek, Bisamratten, diese Freundschaft die beständig wächst und so erfüllt, F., der so interessant und den kennenzulernen in so vieler Hinsicht bereichernd ist und neuerdings auch einen krassen Humor hat, Eclairs, Jugendstilvillen, viele, viele Kinder, Lebenslaufpluspunkte, die Kathedrale, mein erster schwuler Freund, "Jeanette et les Cycleux", Flirten, Französische und berufliche Erfolgserlebnisse, eine aufregende Zukunft.

Total aktuell und total gut: In fast einer Woche schon geht es nach Hause, in die hanseatische Heimat. Es geht zurück zur lieben Familie, zu Eltern und Kater, zum Weihnachtsfest. Und es geht zu übergroßartigen Freunden, insgesamt phantastische drei Wochen lang. Ich glaube fast, ich habe mich noch nie im Leben so sehr auf etwas gefreut.

Die Digitalfoto-Statistik (weiß der Teufel, was die eigentlich aussagen soll. Aber wann machen Statistiken das schonmal?)
2008 bis jetzt: 3583 Fotos
2007: 2637 Fotos
2006: 1797 Fotos

Nanu, sahen die Zahlen nicht im letzen Jahr noch ganz anders aus? Egal. Werte stammen aus Picasa und entbehren jeglicher Gewähr.

Aussicht auf 2009: Diffus, also vielversprechend. Es erwarten sie: mindestens zweimal Wohnungssuche und Umzug, eine neue Stadt, eine neue Uni, ein neuer Studiengang, viele kleine Trips in Straßburg, Umgebung und Frankreich, Besuch von den Lieben. Ansonsten das Übliche. Bitte keine Krebsdiagnosen mehr. Und auch sonst nichts schlimmes. Danke.

Vorsätze: Viele Postkarten schreiben. Ansonsten das Übliche.

Flossen oder Füße

"If I become human", sagt die kleine Meerjungfrau zögernd, "I'll never be with my father and sisters again."
"Aaaaw", grient die lilane Meerhexe mit den Krakenarmen, "Life's full of tough choices, hu?"


Es ist Nacht in Strasßburg und ich gehe nach Hause, der Abend war schön. Langsam werde ich warm mit der Stadt, nicht mehr alle Abende verbringe ich alleine auf meinem Zimmer. Ich gehe die Straße entlang, die keine Straße ist, sondern eine Avenue; Sie hat einen breiten Mittelstreifen, mit Fahrradweg, Straßenbahnschienen und für mich exotischen Knorpelbäumen. Zwei Fahrräder überholen mich, ihre Fahrer unterhalten sich auf Französisch und verschwinden lachend in der Nacht. Ich, sowieso glücklich, lächle ihnen verträumt nach. Die zwei französischen Radfahrer bedeuten mir was, es ist schön, von französisch redenden Radfahrern überholt zu werden. Ich freue mich, dass ich in Frankreich bin und mir wird klar, dass es mir nicht reicht. Dass es nicht genug ist, nicht genug Französisch, und dass es das nie sein wird. Ein Jahr reicht nicht.

Ich will also in Frankreich bleiben?

Heute beim Meeting habe ich nichts verstanden. Das war nicht schlimm, es gibt auch mehr als eine Erklärung dafür, es ist in Ordnung. Aber es wird so bleiben. Lange. Vielleicht für immer. Internetforen und Real Life Kollegen erzählen alle das gleiche: Man kann noch so viele Jahre in Frankreich leben, wenn die Franzosen erstmal loslegen, mit Insidern und normalem Sprechtempo, dann versteht man sie nicht.

Und wenn ich eines im Studium gelernt habe, dann ja wohl, dass sich jegliche Sprachbegabung meinerseits, soweit vorhanden, auf meine Muttersprache beschränkt.

Die Meerhexe ist ungeduldig. Bald muss ich mich entscheiden. Flossen, oder Füße, Phae? Will ich noch weiter einem Traum nachjagen, von dem ich manchmal gar nicht weiß, ob ich ihn überhaupt habe und der mich dann wieder wuchtig in die Seele trifft? Will ich dafür wirklich meinen Ozean dauerhaft verlassen, nicht nur weit weg von zu Hause sein, bleiben, will ich auch den Preis bezahlen und alles, was ich in Verbindung mit Sprache, meiner Sprache, geschenkt bekommen habe, als Pfand einsetzen, und die stotternde, unbeholfene, schlecht artikulierte Phae mit dem Miniwortschatz bleiben, die ich hier bin?

Die kleine Meerjungfrau hat dann die Augen zugekniffen und den Vertrag unterschrieben. Kann sie auch, in einem Disneyfilm darf jugendlicher Leichtsinn alles und es geht gut aus. Ich hab noch ein bisschen Zeit, zu zögern, ob ich meine Stimme gebe, um mich von der Sehnsucht freizukaufen. Und treibe solange im Ozean der Möglichkeiten.

Das Leben, das Universum und der ganze Rest
Kultur
Lieblingsmenschen
Zitate
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren